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 Noch immer gültig
Der legendäre Atemschmitt schrieb im Konzentrationslager um sein Leben und ein medizinisches Standardwerk zur Atemfunktion und zu den naturheilkundlichen Wirkungsebenen der Atemtherapie
Johannes Ludwig Schmitt, Atemheilkunst, Bern 1948 

 

Das Atemthema hat in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts durchaus eine wissenschaftliche Karriere erfahren. Damals, als es noch nicht bereits für jedes Missbefinden eine Pille und jede Funktionsstörung eine symptombeeinflussende Therapie gab, wurde der Atem auch im Interesse einer ganzheitlichen Behandlungsmethode erforscht, die vor allem darauf abzielte, die Selbstheilkräfte des Organismus zu mobilisieren.

Nicht mehr und wenger eine als „Atemheilkunst“ verstandene Atemtherapie begründet Schmitt mit seiner umfassenden Zusammenschau der körperlichen Prozesse und organischen Funktionen. Er  zeigt uns - wie seither von keiner anderen medizinischen Schrift mehr eingeholt -, dass in der Atembewegung eine einzigartige Vermittlungsebene für das Zusammenspiel der Außeneinflüsse mit dem Vegetativum und der Seele eingelagert ist.

Das Buch hatte nach seinem Erscheinen eine aufmerksame Würdigung in der medizinischen Fachwelt gefunden. In der „Münchner Medizinischen Wochenschrift“ sahen die Medizinprofessoren H. W. Knipping und H. Venrat „eine Lücke im deutschsprachigen Schrifttum geschlossen“. Der Rezensent der „Medizinischen Monatsschrift“ sah in dem „überragenden Werk“ sogar „eine bisher fehlende Enzyklopädie der Wissenschaft“. Und nicht zuletzt kam der wissenschaftliche Rezensent des Bayrischen Rundfunks zu dem bis heute noch nicht zu revidierenden Urteil: „Atemheilkunst’ ist das Konzentrat praktischer und theoretischer Arbeit und wird wohl für lange Zeit das Standardwerk über den Atem werden. ... Wahrscheinlich gibt es kaum eine wissenschaftliche Publikation über den Atem, die nicht auf irgendeine Weise in dem Werk verarbeitet wurde.“

Dia Atemmassage war in Schmitts Münchner Klinik die Basisbehandlung. Es war eine Atembehandlung, die vor allem Atemreflexe aktivierte und vereinzelt auch an Akupunkturpunkten mit Massagegriffen ansetzte, wobei manches oftmals zusammenfiel. Schmitt machte als klassischer Naturheilarzt die Erfahrung, dass die übrigen therapeutischen Maßnahmen und Methoden, die bei ihm von der Homöopathie bis hin zu Diätkuren reichten, auf den Atem wirkten und durch die Atemarbeit erst ihre volle Wirkung erreichten. Seine Atemarbeit initiierte wunderbare „Wertungsänderungen“. Diese wurden nicht durch das rational denkende Leben hervorgerufen, sondern kamen durch die Wandlung der Person in der Atemmassage zustande.

Die Bedeutung der passiven Dehnung in der damals schon bekannten sensitiven Bewegung oder auch der gymnastischen Atempraktiken hat er noch nicht erfasst. Seine Darstellung blieb der alten Reflextheorie verhaftet, die zwar bereits in der Nachkriegszeit zum Einsturz gebracht wurde. Der Gammatonus und die Gammanervenfasern waren zu der damaligen Zeit noch nicht genügend wissenschaftlich erforscht. Dieser entscheidende Leerstelle sollte Schmitts Schüler Volkmar Glaser ausfüllen. Er rückte mit deren Füllung die person

Obwohl es geradezu auf dem Atemsektor boomt, ist das Buch nur noch in den Bibliotheken bereitgehalten oder durchs Antiquariat erhältlich.

Zum Autor:
Schmitt war wohl in seiner tiefsten Seele ein Mystiker. Er war ein außerordentlich erfolgreicher Naturheil- arzt, dem der Umgang mit dem Atem in der ärztlichen Massagepraxis als natürliche Begabung zuwuchs. Er hatte in München seit den zwanziger Jahren eine Naturheilklinik. 1934 bis 1936 war  er im KZ Dachau inhaftieret, 1940 nochmals im  KZ Sachsenhausen. Dort hat er dieses Buch in seiner Konzeption ausgearbeitet.
Zwischendurch hatte er in Berlin eine Praxis. In seiner Sprechstunde saßen Patienten aller politischer Couleur. Sein berühmtester Patient war Rudolf Hess. Nach dessen Abflug nach England wurde Schmitt wieder inhaftiert.
Nach dem Kriege war der Atemschmitt Mitglied bei der VVN, der Vereinigung der Verfolgten des Nazi regimes. 1958 war er an der Gründung der zunächst nur ärztlichen „Arbeitsgemeinschaft für Atempflege“ beteiligt.

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