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Der Stimme den Atem geben
Margarete Saatweber stellt die älteste Atemlehre des Westens vor
Margarete Saatweber, Einführung in die Arbeitsweise Schlaffhorst-Andersen. Idstein 1997
 

Die ersten waren noch Männer, die sich mit dem Atem beschäftigten. Namentlich Leo Koffler, der im 19. Jahrhundert nach Amerika ausgewanderte Östreicher. Auch der andere ging nach den USA. Der französische Schauspieler Delsarte (1811-71) entdeckte im Verhältnis von Atem und Bewegung den Grund dafür , weshalb eine Bewegung beseelt sei und den Zuschauer anspreche. Die ursprünglichen Entdeckungen der Beiden sollte von Frauen weitergeführt und in die Reife gebracht werden

Clara Schlaffhorst (1883-1945) und Hedwig Andersen (1966-1957) gehörten zu den Ersten und wurden bereits in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Repräsentantinnen der „Rothenburger Schule“ bekannt. Über ein Jahrhundert pädagogisch-therapeutischer Erfahrung stecken in der von ihnen begründeten Methode, die inzwischen an der staatlich anerkannten Berufsfachschule in Bad Nenndorf weitergegeben wird.

1895 hatten die beiden Künstlerinnen von ihrem Arzt den Rat erhalten, sich mit der Atemtechniklehre des nach den Vereinigten Staaten ausgewanderten Österreichers Leo Koffler zu beschäftigen. Die Sängerin Clara Schlaffhorst war wegen ihrer chronischen Heiserkeit der Verzweiflung nahe und die Pianistin Hedwig Andersen war an einem Lungenleiden erkrankt. Durch die an Kofflers „Kunst des Atmens“ orientierte Eigenerfahrung konnte Clara Schlaffhorst ihre Stimme zurückgewinnen und Hedwig Andersen fand Genesung.

In ihrer weiterführenden Auseinandersetzung mit dem Atemgeschehen sollten Schlaffhorst-Andersen diesen klinischen Ausgang verlassen. Die Freundinnen begannen das Atmen als Erlebniskunst zu begreifen. Sie entdeckten, wie in der Atembewegung eine Verfeinerung der Sinne und das Ausdrucksvolle des Darzustellenden gründet. Diese sind an die echte Entwicklung des Menschen gebunden und vom gemachten Kult der Ästhetisierung zu unterscheiden, der nur ein Surrogat des Schöpferischen ist.

Sie praktizierten später ein subtiles Schwingen, das allein, mit einem Partner oder im Gruppenkreis geübt wird. Für das spielerische Verlagern des eigenen Schwerpunkt nutzten sie außerdem das Kreisen. Als einen weiterer Regenerationsweg nahmen sie das rhythmische Bewegen in ihr Übungsensemble auf. Ihre frühe Beschäftigung mit Kofflers Atemtechniken führte sie zu Atemübungen, die der Eutonisierung der Atemmuskulatur dienen.

Doch vor allem war zielten alle rhythmischen Bewegungsreize und sonstige Beeinflussungen des Atem darauf ab, die Stimme zu pflegen. Man fördert durch eine verbesserte Atemweise nicht nur den Wohlklang der Stimme, sondern nutzt Stimmübungen wegen ihres funktionellen Zusammenhangs von Kehlkopf und Zwerchfell selbst nochmals für die Entwicklung des Atems. Wegen dieses besondern Interesses, wird in der Schlaffhorst-Andersen-Schule Wert darauf gelegt, dass das Einatmen unbewusst einsetzt, um als Ausatmen durch die Stimme geformt zu werden.

Wenngleich vieles nicht mit Worten dargestellt werden kann, was in der Atem- und Stimmerfahrung unterrichtet wird, weil es nur als personales Verhalten, als dialogische Beziehung tragfähig wird, so gibt jene an den schulischen Lernmaterialien orientierte Einführung dennoch einen beachtlichen Einblick in die Arbeit nach Schlaffhorst-Andersen. Sie weist über die frühen Aufzeichnungen der Protagonistinnen hinaus, die inzwischen nicht nur teilweise wissenschaftlich überholt, sonder auch wegen ihrer sprachlichen Darstellungsweise unzeitgemäß geworden sind.

Zur Autorin::
Nach über zwanzig Jahren freier Praxis in Wuppertal übernahm Margarete Saatweber 1987 die Studienleitung der Berufsfachschule Schlaffhorst-Andersen für Atmung und Stimme im christlichen Jugenddorf Bad Nenndorf

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