Atmen – Empfinden –Sammeln ist die Grundformel der von Ilse Middendorf begründeten Atemlehre. Die Atembewegung soll weder analysiert noch
beobachtet und auch nicht bewusst gemacht werden. Sie soll durchlebt werden. Das Bewusstseins-Ich soll im Verlauf der Sammlung zugunsten des Erlebens der empfundenen Atembewegung untergehen. Insofern ist der
Erfahrbare Atem eine „gesammelte Atemweise“, durch die in der Gunst der Stunde der endogen eingeschriebene Eigenrhythmus eines Menschen frei wird.
Das Ăśbungsensemble des Erfahrbaren Atems ist auf die Strukturgesetzlichkeiten ausgelegt, die der Atem- bewegung innewohnen. In der Freilegung der
biologischen Tendenz zu einer Vollatembewegung erfährt die Atembewegung eine Ausdifferenzierung in Atemgestalten, die menschlichen Daseinsweisen entsprechen. Raum und Richtung sind die anthropologischen
Grundbegebenheiten Ichkraft, Hintergrund, Nabelfeld, Wurzelkraft, Substanzbildung die Themen der enorm ausdifferenzierten Ăśbungsanlage.(siehe auch hierzu die Rubrik Atembewegung).
Der Kern der middendorfschen Praxis ist die Arbeit mit der Hand, die als „Atemgespräch“, als ein Informa- tionsaustausch auf präkognitiver und
präverbaler Ebene verstanden wissen will (siehe hierzu die Rubrik Atem und Information). Die sensitive, nämlich spürsam langsam und beschaulich sowie wiederholt aus- geführte Bewegung dient zunächst der
Mobilisierung und Ausdifferenzierung der Atembewegung, die bis an den Punkt vorangetrieben wird, wo „Bewegung aus dem Atem“ entsteht, die freigegeben werden will. Die Vokalraumarbeit zielt auf den
Atemgrund der Stimme. Jeder Vokal und Konsonant schwingt als „reiner Atemlaut“.
Rezension des Buches “Der Erfahrbare Atem” von Ilse Middendorf Vergleich Veening - Middendorf - Glaser Atemgestalt |